Schloss Manětín
Gehen wir in eine von den Touristen fast unbesuchte kleine Stadt, die von einem einzigartigen Barockstil geprägt ist. Manětín ist voll von kleinen und großen Artefakten, die auch heute noch viele mit ihrem durchdachten und zeitlosen Konzept überraschen.
Das Schloss Manětín befindet sich in der kleinen westböhmischen Stadt Manětín unterhalb von dem Berg Chlumská hora, nördlich von Pilsen. Die Landschaft hier ist bewaldet, relativ dünn besiedelt und ihr spezifisches Profil wird von Hügeln vulkanischen Ursprungs geprägt, zwischen denen sich das romantische Tal des Flusses Střela und seiner Nebenflüsse schlängelt. Manětín ist mit seiner Geschichte und Kultur ein kleines Wunder und ist seit langem als "Barockperle Westböhmens" bekannt.
Im 12. Jahrhundert wählten die Ritter des Johanniterordens diesen Ort, um hier ihr Hauptquartier, die sogenannte Komturei, zu errichten. Sie war hier bis zum 15. Jahrhundert, bevor sie geschlossen und abgebaut wurde. Ende des 16. Jahrhunderts, ungefähr an derselben Stelle, wuchs hier eine Brauerei zusammen mit einem Pflugplatz auf. Außerdem wurde hier sogar ein Renaissanceschloss gebaut, das als Residenz von Hieronymus Hrobschitzky von Hrobschitz diente. Wegen Schulden musste die Familie es jedoch bald an Christoph Karl von Roupov verkaufen.
Die massiven Post–Weißberg–Konfiszierungen im Jahr 1620 betrafen jedoch auch diese Familie, die ihren gesamten Besitz verlor, einschließlich Manětín. Das beschlagnahmte Vermögen wurde zwei Jahre später an Frau Esther Mittrowsky von Mitrowitz verkauft. Sie starb 1638 als kinderlose Witwe und ihr Bruder Ferdinand Rudolf Graf Lazansky wurde Erbe der Herrschaft Manětín, deren Nachkommen Manětín mehr als 300 Jahre lang bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs besaßen.
Brand, der die heutige Form veränderte
Das heutige Aussehen des Schlosses ist das Ergebnis eines kompletten barocken Umbaus, der nach dem großen Brand von 1712 stattfand, bei dem das gesamte Stadtzentrum verwüstet wurde, einschließlich eines großen Teils des ehemaligen Renaissancepalastes. In dieser Zeit lebten hier Graf Wenzel Josef Lazansky und seine junge Frau Maria Gabriela Lazansky, geb. Czernin. Unmittelbar nach dem Brand begann das Ehepaar mit dem Wiederaufbau der Stadt, aber der Graf starb drei Jahre nach der Katastrophe und so wurde die gesamte Verantwortung der damals zwanzigjährigen Maria Gabriela überlassen, unter deren Herrschaft Manětín seine größte Blütezeit erlebte. Die Restaurierung der Stadt und des Schlosses wurde von hervorragenden Künstlern durchgeführt, unter denen besonders Peter Brandl mit seiner malerischen Ausschmückung Kirche des heiligen Johannes des Täufers auf dem Stadtplatz zu erwähnen ist. Das Schloss ist mit der Kirche durch einen 30 Meter langen oberirdischen Gang auf geniale Weise verbunden.
Der Stadtplatz vor dem Schloss in Manětín wurde nach dem Brand komplett neu umgebaut und auf dem abfallenden Gelände wurden großzügige Terrassen, die sogenannten Steilhänge errichtet. Diese wurden mit Steinskulpturen des Bildhauers Štěpán Borovec und seines Schülers Josef Herscher ausgestattet. Noch heute können wir hier ihre Werke bewundern – Heiligenfiguren, Steinvasen, Brunnen oder Allegorien der Tugenden. Der Tiroler Architekt Tomáš Haffenecker entwarf das Projekt für den Wiederaufbau des Schlosses. Ursprünglich wollte er ein achsensymmetrisches, ziemlich großes, einstöckiges Gebäude errichten, wie man es auf dem Fresko der Eingangshalle sehen kann. Diese Absicht wurde jedoch nicht vollständig erfüllt, da das Schloss aus finanziellen Gründen nie vollständig fertiggestellt wurde.
Durch Wohngemeinschaften zum Nationalhistorischen Museum
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Manětín verstaatlicht und es wurden hier Wohnungen und Büros der Staatsforste eingerichtet. Später wurde hier ein kleines Heimatmuseum eingerichtet (dank des Freundeskreises Manětín) und Ende der 1990er Jahre entstand hier eine kleine Besucherführung.
Heute besteht das Schlossareal aus dem Hauptschlossgebäude, an das sich im Süden ein französischer Garten mit englischem Park anschließt, und in der südlichsten Ecke befinden sich die Gebäude der ehemaligen Brauerei und des Getreidespeichers. Auf der Westseite grenzt das Areal eng an den Hof des Schlosses.
Das Objekt steht unter der Obhut des Nationalen Instituts für Denkmalpflege, mit der territorialen Verwaltung in České Budějovice, das sich nicht nur um die Instandhaltung des gesamten Areals kümmert, sondern auch Touristen und Besuchern ermöglicht, das Schloss mit seinem Garten und Park während der Saison zu besuchen.